Leben in den Windmolen

                    


Wir Niederländter treffen uns in der Zeit Oktober bis Mai einmal im Monat in unserem Versammlungsort, dem Losament, zum "Molengang".

Das Losament, die Mole, ist ein Ort des Frohsinns und künstlerischen Wirkens, getreu dem Niederländtischen Motto: 

Froh Gemüt, geschickte Hand!

Bayerische Liberalität und Lebensfreude prägen unser Selbstverständnis. Fröhlichkeit, hier Hilarität genannt, mit Niveau ist das Ziel. Es wird musiziert und gesungen, hier wird gereimt und gelacht! Und weil Essen und Trinken Leib und Seele zusammen hält, gehört auch ein gemeinsames Essen zu einem Molengang.

Der Molengang gelingt, wenn ein jeder mitmacht, denn jeder kann was beitragen!
Auch wenn dabei nicht jeder ein Meister seines Fachs ist, darf das einen nicht daran hindern, sich mit seinem besten Können einzubringen. Hauptsache, man ist mit Herz und Seele dabei! Besserwisserei, Mäkelei etc, wir nennen es "Beckmesserei" ist im höchsten Maße verpönt, Nachsicht üben ist eine Tugend!

Ein Molengang soll allen Teilnehmern, Mynheers und Gästlyns, ein paar unbeschwerte Stunden bereiten, da gilt es ein paar Regeln zu beachten. Amt, Titel und Würden haben keine Bedeutung, Politik, Religion und Arbeitsleben bleiben draußen vor der Türe, ein jeder Mynheer zieht sein  "Wämpslyn", welches phantasievoll der Altniederländer Tracht nachempfunden ist, an und Gäste bekommen einen weißen Kragen! Die vulgäre Welt ist nun weit entfernt, selbst der weltliche Name ist hinfällig, jetzt gilt der Niederländtische Name mit einem vorangestellten "van".

Das Wörtchen "Van" zeigt die sprachliche Anlehnung an die Niederlande, ist unser Niederländtischer Gruß und unser Motto gegenseitigen Umgangs

VAN
Vivat amicitia nostra!
Es lebe unsere Freundschaft!

Schon drei Jahre nach der Gründung, im Jahre 1913, umriss in einer Festansprache der damalige Molenhouder - so nennen wir den Vorstand – das Motto:

„… lasst euch für die längere Dauer des Bestehens das Leben im Niederlandt nichts Alltägliches werden, haltet das Niederländtisch Leben als etwas Höheres, als das Ideal geselligen Freundschaftslebens, das sich unterscheidet von all übrigen solchen Leben und denkt daran, dass der Feind die Oberflächlichkeit, dessen Freund aber die rechte Vertiefung und Zuverlässigkeit sei … „

Im Laufe des Abends wird es besonders interessant bei der Präsentation der Aufgabenlösungen. Die Aufgabe wird monatlich für das gesamte Niederlandt neu gestellt und ein jeder Mynheer erarbeitet dazu eine Lösung, egal ob musikalisch, malerisch, handwerklich oder lyrisch. In jedem steckt ein Künstler! Die Ergebnisse bringen die Runde ins Staunen und zum Schmunzeln, tritt doch da so manches verborgene Talent zu Tage! Und ist mal was wirklich Herausragendes entstanden, kann es sein, dass der Molenhouder, unser Sitzungsleiter, in die Schatulle greift und dafür einen Orden verleiht! Den heftet sich der Mynheer mit Stolz an sein Wämpslyn!

Dann und wann kann es aber auch passieren, dass ein Mynheer die Niederländtischen Gepflogenheiten vergisst, das ist der Augenblick der Niederländtischen Gerichtsbarkeit! Hier walten einige Mynheers kraft ihres Amtes als Ankläger, Richter und Verteidiger (hat aber wenig Chancen) und es endet recht schnell in einem stets gerechten und fairen Urteilsspruch, Widerspruch ist zwecklos und wird als Beckmesserei geahndet.

Schließlich kommt nach 3 bis 3,5 Stunden der offizielle Teil zu seinem Ende, wer will geht heim, wer noch bleiben möchte, gesellt sich zur "Hockergildten", da geht es dann noch lustig weiter!

Neben den Molengängen in unserem Hofer Losament gibt es zwei weitere Niederländtische Veranstaltungen im Jahr. Ende Mai treffen sich die Mynheers aller 19 Societäten in Pappenheim im Altmühltal zur GWU. Das ist die "Groß Weltumsegelung", ein fröhliches Miteinander, einschließlich Festspiel und "Mayenpredigt". Ende August gibt es bei Landau in der Pfalz die KWU, die Kleine Weltumsegelung, ein Fest für die ganze Familie mit Kind und Kegel. Bei diesen Gelegenheiten werden so manche neue Freundschaften geknüpft und gegenseitige Besuche, wir nennen es Überfälle, organisiert.

Damit man sich in der Zeit ohne Molengang nicht aus den Augen verliert, gibt es Dienstagabends einen Stammtisch in einem Hofer Wirtshaus. Das ist ein zwangloses Treffen auf ein Seidla Bier, wer will, der kommt!


Es ist vielleicht schon aufgefallen, außer bei der KWU wurden die Frauen noch nicht erwähnt. Die Molengänge und die GWU sind den Mynheers vorbehalten. Für diese Freiheit bedanken sich die Mynheers bei ihren Mynfrauen im September jeden Jahres mit einem Mynfrauenabend im besonders festlichen Rahmen. Dazu kommen auch noch etliche "Mynwittwen", die werden nicht vergessen, selbst wenn ihr Gatte schon länger nicht mehr unter uns weilt! Natürlich sind unsere Mynfrauen emanzipiert und organisieren eigenständige Treffen, wenn ihre Männer beim Molengang oder ihrem Stammtisch sind. Einmal im Jahr laden die Mynfrauen ihre Männer zum Niederländtischen Sommerfest ein.

VAN!