Die Gründung der Windmolen
Fast vierzig Jahre nach der Gründung des Niederlandts in Bayreuth saßen
beim Schmidt´s Heiner in der Stadt Hof der Beamtenassessor Ludwig Wagner und
der Arzt Dr. Max Müller an einem Samstagabend zusammen. Der Schmidt´s Heiner
war damals eine Gaststätte, in der die Honoratioren, Beamte, Kaufleute und
Industrielle der Stadt verkehrten. Im Gespräch stellten Ludwig Wagner, der
aus Bayreuth stammte und Dr. Max Müller, den es aus Passau nach Hof verschlagen
hatte, fest, dass sie beide Niederländter waren. Ihre Geschichten und
Erzählungen über das Niederlandt begeisterten die anwesenden Gäste und es
entstand der Plan, auch in Hof eine Niederländtische Soziätet aufzubauen.
Am 12. Mai 1910 wurden die Niederländtische
Sozietät derer
Windmolen
bey dembe Ruesshoff
in Hof gegründet.
Der Name entstammt der
Überlieferung nach daher, dass der Grootmynheer – so wird im Niederlandt der
Vorstand aller Sozietäten genannt - damals auf einer Fahrt von München nach
Berlin hinter Hof die erste Windmühle seines Lebens gesehen hatte.
Sankt
Romuald seyn jüngsten Kind
mög
allzeit schenken guten Wind
dasz
lustig sich die Flügel dreh´n,
die
Mol nit brauchet still ze stehen.
Die Gründungsfeierlichkeiten
fanden in der Gartengesellschaft statt, wo man sich dann acht Jahre in einem
Kämmerlein im Kellergeschoß traf. Nach acht Jahren bezog man die heutige
Molenkammer im historischen Schießhäuschen in Hof, wo sich die Niederländter
bis heute treffen. Sie kann – auch dank der Eigenleistungen der Molenknechte -
wie sich die Mitglieder der Hofer Windmolen selbst bezeichnen, als ein echtes
Niederländter Kleinod bezeichnet werden. So brachten sie u. a. eine
Holzvertäfelung an, die das Losament oder Lokälyn, wie Niederländter zu ihrem
Versammlungsraum sagen, bis heute zieren.
Windmolen 1914-1945
Auch in der Zeit der beiden
Weltkriege und dazwischen kam das Niederländter Leben in Hof nicht zum
Erliegen, wenn man auch die Veranstaltungen „dem Ernst der Zeit in
entsprechender Weise“ abhielt. Viele Mitglieder der Windmolen wurden im ersten
und zweiten Weltkrieg zum Militär eingezogen und nicht alle kamen wieder heim.
Die Veranstaltungen wurden
teilweise in den Wohnzimmern der Molenknechte abgehalten, weil kein
Heizmaterial für den Kachelofen in der Molenkammer vorhanden war. Für
schlechtes Geld gab es, obwohl Hof damals nicht weniger als elf Brauereien
hatte, auch nur schlechtes Bier, wie die Chronik berichtet. Teilweise hatte man
keine Lebensmittelmarken und nur mit diesen konnte man in der Zeit des 2.
Weltkriegs einkaufen. Zum alljährlichen Treffen aller Sozietäten des Niederlandts
in Pappenheim wanderten die Molenknechte zu Fuß.
Während der Zeit des dritten
Reiches musste man das Verbot des Niederlandts und der Windmolen im Zuge der
Gleichschaltung fürchten. Die Kreisleitung der NSDAP urteilte aber über die
Windmolen – und man kann darauf stolz sein, unterstreicht es doch die
Gesinnung des Niederlandts (bis auf den heutigen Tag) als politisch neutral:
„Das
sind doch harmlose Narren. Laßt die nur weitermachen.“
Im März 1945 wurde während
einer Veranstaltung in der Molenkammer Fliegeralarm ausgelöst. Zum Glück blieb
Hof, das Schießhäuschen und die Molenkammer verschont. Aus einem Niederländter
Lied wurde gesungen
„Geht
auch alles in Fetzen und in Scherben, Niederländter können nit verderben … „
Windmolen nach
1945 bis heute
Die Flügel der Windmolen
drehten sich auch danach – einmal langsamer einmal schneller. Nach dem Krieg
erhielten die Windmolen nach intensiver Korrespondenz selbst mit dem Weißen
Haus in Washington eine zur Signalkanone umgebaute Feldhaubitze. Diese stand
zunächst im Garten eines Molenknechts, zierte dann das Kasernentor einer
BGS-Abteilung in Bayreuth und steht seit dem Jahre 2005 im Schießhäuschen.
Stiftungsfeste zu runden
Geburtstagen sind immer wieder ein Höhepunkt in der Historie. Hier sei an die10-tusig Jahrfeier der Windmolen 2010 erinnert, die auch öffentliches Interesse
gewann.
Regelmäßig richteten die
Windmolen die Festspiele in Pappenheim aus. Ihre Theateraufführungen erhielten
die Anerkennung des Allniederlandts. Die Mayenpredigten in Pappenheim,
die auf humorvolle Weise den Niederländtern den Spiegel vorhielten und hintergründige
den Zeigefinger hoben, erfreuten sich allgemeinen Zuspruchs.
Lange Zeit wurden regelmäßig „Kleine
Weltumsegelungen“ der fränkischen und nordbayerischen Societäten des Niederlandts
durchgeführt. Leider geriet diese Tradition in Vergessenheit.
Vielleicht kann dies als
Anregung für die Zukunft des Niederlandts dienen!
Chronologie der Sozietät
Windmolen in dembe Niederlandt (erstellt von v. Holtgrefe im September 2019)
1909: Gründung der Windmolen dorch den Mynheer der Urstätt van der Meer im Gasthaus „Schmidt' s Heiner"
1909: Gründung der Windmolen dorch den Mynheer der Urstätt van der Meer im Gasthaus „Schmidt' s Heiner"
1910: Erist Kneyppen ond
später Taeuff der ersten sieben Mynheers im Kellerraum der „Gartengesellschaft Hof'
1910: Der Stifftstaeg der Windmolen wird auf den 12.05.1910 festgesatzet
1921: Umzug in das new Losament im"Schießhäuschen"
1939: Die niederlaendtisch Arbeit ond die Zusammbenkünfte ruheten während des groot Orlogs, obwohl das Niederlandt nit veriboten wird
1944: v. Achtern ist Molenhouder
1945: Erist Molengang nach dem Orlog
1954: Molenhouder ist v. Kuylenboorg
1960: 50.tusigst Stifftsfest ondAusrichtung der Grosz Weltumbsegelung (GWU); Mayenprediger v. Kuylenboorg
1971: Molenhouder ist v. Kardemon
1982: Treffen der nordbayerischen Sozietäten in dembe Ruesshoff
1985: Ausrichtung der GWU in Pappinheimb; v. Kardemon ist Mayenprediger
1990: 80.tusigst Stifftsfest
1994: Molenhouder ist v. Wonderlijk
2000: 90.tusigst Stifftsfest
2004: Ausrichtung der GWU; Mayenprediger ist v. Zeggelen
2010: 100.tusigst Stifftsfest mit groszem Festspiel ond weiterem Programm
2012: Molenhouder ist bis dato v. Schooneveldt
1910: Der Stifftstaeg der Windmolen wird auf den 12.05.1910 festgesatzet
1921: Umzug in das new Losament im"Schießhäuschen"
1939: Die niederlaendtisch Arbeit ond die Zusammbenkünfte ruheten während des groot Orlogs, obwohl das Niederlandt nit veriboten wird
1944: v. Achtern ist Molenhouder
1945: Erist Molengang nach dem Orlog
1954: Molenhouder ist v. Kuylenboorg
1960: 50.tusigst Stifftsfest ondAusrichtung der Grosz Weltumbsegelung (GWU); Mayenprediger v. Kuylenboorg
1971: Molenhouder ist v. Kardemon
1982: Treffen der nordbayerischen Sozietäten in dembe Ruesshoff
1985: Ausrichtung der GWU in Pappinheimb; v. Kardemon ist Mayenprediger
1990: 80.tusigst Stifftsfest
1994: Molenhouder ist v. Wonderlijk
2000: 90.tusigst Stifftsfest
2004: Ausrichtung der GWU; Mayenprediger ist v. Zeggelen
2010: 100.tusigst Stifftsfest mit groszem Festspiel ond weiterem Programm
2012: Molenhouder ist bis dato v. Schooneveldt